Testbericht von Faltradblog-Leser Alex über das DAHON IOS XL + ausfühlicher Ergänzung

Hallo,
ich bin seit ein paar Tagen Besitzer eines Ios XL und bin insgesamt etwas "ernüchtert", nachdem ich das Bike wirklich anfassen konnte.

Das BioLogic ReeCharge wird erst im September nachgeliefert, da es wegen technischer Probleme derzeit in DL nicht verfügbar ist. Den genauen Grund konnte mir mein Händler nicht nennen.

"Erste Sahne" ist die Schaltung, bei der man auch im Stand umschalten kann, Gripshift gibt es jedoch nicht. Dafür geht das Schalten mit Daumen und Zeigefinger butterweich und praktisch lautlos.

Entgegen den bisherigen Abbildungen kam mein Bike mit einem Gepäckträger, obwohl ich den nicht wirklich brauche. Er eignet sich aber gut als "Tragehilfe", denn die 15 kg sind nicht gerade handlich.

Die Bremsen sind gut, müssen aber noch richtig eingeschliffen werden. Das Fahrgefühl entspricht einem normal großen Rad und ist mit einem Dahon Jetstream 20-Zöller nicht vergleichbar. Der Sattel ist leicht gepolstert und auch für Sesselhocker geeignet.

Die absolute Enttäuschung hingegen ist der "Andos Stem", der schwenkbare Lenkkopf!
Hier wird man mit Sicherheit zukünftig nachbessern. Der große Klemmhebel, den man auch in den Videos sieht, arbeitet unter erheblichem Materialabrieb auf ein Unterlegblech, vermutlich aus Kupfer. Damit wird das Ganze zum Verschleißteil. Wer den Lenkkopf richtig festziehen will, bekommt den Hebel wegen der starken Reibung kaum nach unten gedrückt in Schließposition. Auch der Riegel zum Lösen des Klemmhebels ist mechanisch schlecht gelöst und sehr schwergängig.

Dann ist da noch ein kleiner Knubbel aus Plastik an der Lenksäule, dort wo das ReeCharge montiert wird. Das Teil war bereits bei der Übergabes des Bikes kaputt, denn es dient dazu, die Lenksäule im gefalteten Zustand am Rahmen des Bikes zu fixieren. Dort befindet sich ein kleiner Schieber, ebenfalls aus Plastik, den man über den Kopf des Knubbel schieben muss.

Allerdings genügt eine geringe Kraftwirkung auf den gefalteten Lenker, oder das Vorderrad, um den Plastikknubbel an seiner dünnsten Stelle abbrechen zu lassen. Das kann so nicht gehen! Technische Umsetzung - ungenügend.

An dieser Stelle kann man sich mit Klettbändern sicher selbst gut behelfen und eine praktikablere Lösung finden. Warum dann dieser Murks?

Wirklich Kopfzerbrechen macht mir aber der Andros Stem. Vielleicht kann ich mit Kupferpaste die Reibung und damit den Materialabrieb verringern. Wenn nicht, werde ich alle Nase lang neue Unterlegbleche und einen neuen Klemmhebel brauchen. So etwas hätte nicht in Serie gehen dürfen.

Fazit: Als "Early Adopter" ist man auch bei Dahon immer noch ein Teil Betatester.
Gruß, Alex

Ergänzung zu meinem ersten Bericht Dahon IOS XL
Mittlerweile habe ich eine größere dreistellige Zahl an Kilometern mit dem IOS abgespult, so dass ich weitere "Erfahrungen" machen konnte.


Wenn das Bike aufgebaut vor einem steht fragt man sich, ob "das alles" auch in den Kofferraum passt. Aber selbst in meinem Kleinwagen würde ich mindestens zwei davon unterkriegen. Eher ist das Gewicht von gut 15 kg dem Handling abträglich.

Das Bike hat für mich mit einer Körpergröße von gut 1,70 m genau die passenden Dimensionen, und ich habe kein Problem, auch größere Strecken (> 40 km) damit zu überbrücken. Die etwas kleineren Räder machen das Bike richtig flink, und es macht Spaß, um die Ecken zu flitzen.

Im ersten Gang erreicht man mit 60 Kurbelumdrehungen pro Minute (Kadenz) ca. 10 km/h. Bei flotter 90er Kadenz sind es demnach 15 km/h. Damit fährt man so ziemlich jede Steigung hoch, ohne aus dem Sattel zu müssen.

Im 8. Gang erreicht man mit 60er Kadenz ca. 30 km/h, mit 90er Kadenz flotte 45 km/h. Wer genügend Dampf in den Oberschenkeln hat, zeigt damit den meisten "Normal-Bike-Tretern" das Hinterrad. Die Befürchtung, man käme "mit den anderen nicht mit", kann man getrost abhaken. Überhaupt ist die Schaltung eine Glanzleistung für sich. Ich hatte nie das Gefühl, keinen passenden Gang zu finden und wer während des Schaltens mit dem Treten kurz innehält, schaltet absolut lautlos.

Auch an Steigungen sollte man nicht "mit Schmackes" in die Pedale treten, und sich dabei kräftig am Lenker abstützen (Wiegetritt). Das mag der Andros Stem nämlich garnicht und beginnt, sich langsam aber sicher in winzigen Schritten zu verstellen. Das IOS ist eben keine Bergziege, die man auch 'mal kräftiger an den Hörnern packen kann.

Womit wir bei der Technik wären, und da gibt es doch einige Kritikpunkte, auf die sich ein Käufer einstellen sollte.

Nachdem ich dem Andros Stem ordentlich Kupferpaste verpasst hatte und auch ansonsten mit Silikonspray nicht sparsam war, war der Hebel leichter und mit weniger Abrieb zu bewegen. Trotzdem ist diese Art der Arretierung allenfalls für eine Designstudie geeignet, nicht für ein Serienmodell. Schließlich wird dieses "Gelenk" beim Falten genauso häufig bewegt, wie die hochwertigen Verriegelungen an Lenksäule und Rahmen. Folglich würde man am Andros Stem auch eine vergleichbare technische Lösung erwarten.

Das Frontlicht ist hell, flackert aber recht nervös vor sich hin und geht bei sehr langsamer Fahrt schlagartig aus. Es gibt zwar einen Batterieschacht in der Lampe, aber dort ist der Anschluss vom Nabendynamo verdrahtet und ein Betrieb über das Biologic ReeCharge ist nicht vorgesehen. Das Rücklicht wird aus zwei AAA-Zellen betrieben und kann Blink- oder Dauerlicht. Zum Batteriewechsel benötigt man einen Schraubendreher.

Die Scheibenbremse im Vorderrad arbeitet ohne Fehl und Tadel, diejenige im Hinterrad ist mir dagegen viel zu schwammig. Wegen des längeren Bremsschlauchs, der sich unter Druck weitet, ist es schwer, einen ordentlichen Druckpunkt auszumachen.

Die profillosen Kojak-Reifen sind sehr laufruhig, umso mehr ärgerte mich irgendwelches Geklapper, das ich erst einem Schutzblech zuschrieb. Ursache war jedoch der Bowdenzug der Schaltung, der bei unruhigem Straßenbelag ans Sattelrohr anschlug. Die Lösung ist ein einfaches Klettband.

Bei ruppigem Untergrund ist es ratsam, sich etwas aus dem Sattel zu heben, denn Rücken und Handgelenke merken schon, dass das Bike völlig ungefedert ist und die Reifen 3 bar Druck haben. Dagegen fährt sich mein voll gefedertes Dahon Jetstream wie eine Sänfte.

Etwas Klettband mit Kleberücken sollte man auch an der Vordergabel anbringen, und zwar dort, wo der Lenker im gefalteten Zustand des Bikes versucht, den Lack von der Gabel zu hämmern. An sich sollte das zwar der kleine Arretierknubbel (das Teil, was aussieht wie eine Spielfigur aus Mensch-ärgere-Dich-nicht) an der Lenksäule verhindern, aber das Plastikteil war bereits bei der Übergabe des Bikes zerbrochen. Ersatz lohnt nicht, es sei denn, die Dinger gibt es als Großpack und man hat immer ein paar dabei.

Mittlerweile habe ich auch den recht massiven Gepäckträger zu schätzen gelernt, mit dem mein Bike serienmäßig ausgestattet war. Ursprünglich wollte ich ihn demontieren, aber mit einer kleinen Satteltasche ausgerüstet erspart er mir die (schwere) Wasserflasche im Rucksack. Und als "Tragegriff" eignet er sich auch gut.

Bis ganz zum Schluss habe ich mir das absolute No-Go dieses Bikes aufgehoben, auch deswegen, weil es ganz weit unten ist: Welcher Irrwitzige hat sich diesen Mittelständer ausgedacht und dann auch noch verbaut?

Im eingeklappten Zustand ragen die Füße so knapp über den Asphalt, dass man befürchtet, in Kurven bei Schräglage aufzusetzen. Ich habe mit einer Minidrill-Bohrmaschine mindestens 3 mm Alu-Material am Anschlag weggefräst, damit der Ständer weiter einklappt. Trotzdem ist es nicht möglich, das Bike von der Straße auf einen normal hohen Bordstein zu schieben, ohne dabei aufzusetzen. Um das zu vermeiden, muss man an der Kante nicht nur das Vorderrad anheben, sondern auch das Hinterrad.

Und dann kommt's noch dicker! Nicht jeder Radweg hat die Oberfläche eines Billiardtisches und wehe, man fährt in ein kleines Frostloch. Dann wippt der Mittelständer so weit nach unten, bis er auf dem Asphalt aufschlägt und schnappt dann wieder nach oben. Bei mir unter Verlust eines Gummifußes, der nie mehr gesehen ward.

Wenn man auf den Mittelständer verzichtet, steht beim gefalteten Bike die Sattelstütze "im Dreck". Das hat mich auch am Jetstream gestört, bis ich dem Rohr einen Überzieher aus Hartschaum verpasst habe.

Noch steht der "weiche" Geländeeinsatz aus, aber ich schätze, auch den wird der Mittelständer nicht überleben.
Gruß,
Alex

3 Kommentare:

  1. hallo

    auf das kupfer des andros stem gehört ein tropfen öl, dann funktioniert er "wie geschmiert"

    die kugel schnappt in das gegenstück, an sich bewährt bei älteren modellen

    der kettenschutz "freedrive" braucht ein grösseres ritzel (17 statt 16z), dann läuft er geräuschlos

    dem hinteren schutzblech fehlt eine befestigung am tretlager, wir kleben ein stück schaumgummi dazwischen, damit es kein geräusche verursacht

    gruß

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  2. an Alex - hab die Ergänzungen angefügt
    vielen Dank

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  3. Habe in den Letzten 4 Monaten ca. 3000 km mit einem IOS P8 gefahren. Meine Meinung ist der Andos Stem Lenker Lebensgefährlich. Der Lenker verstellt sich selbständig auch wenn nachträglich die Schrauben festgezogen wurden was eigentlich nicht der Sinn der Sache ist da der Lenker somit nicht mehr verstellt werden kann. Die Orginalreifen sind besser als ihr Ruf, hatte keinen Plattfuss obwohl ich in Ländern unterwegs war mit viel Glass auf den Strassen.

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